Es scheint beinahe unmoglich, die auf verschiedenen Ebenen sich entfaltende Handlung bundig zu referieren, zu Grunde liegt aber auch diesem Roman die bei Dostojewski typische Fabel einer Kriminalerzahlung: Die drei Sohne von Fjodor Karamasow, einem alten Lustling und Possenreisser, kehren als Erwachsene ins Elternhaus zuruck und mussen sich mit ihrem Hass auf den Vater auseinander setzen, dessen Tod sie alle mehr oder minder offen wunschen. Mit dem Altesten, dem sinnlichen und aufbrausenden Dmitri, konkurriert er um die Gunst der schonen Gruschenka. Der zweite Bruder, Iwan, ist ein stolzer Intellektueller und atheistischer Rationalist. Seine Weltanschauung erlautert er mithilfe der selbst gedichteten >>Legende vom Grossinquisitor<<: Christus erscheint im mittelalterlichen Spanien und wird eingekerkert. Der greise Grossinquisitor - ein Vertreter des von Dostojewski gehassten Katholizismus - beschuldigt den Heiland, die Menschheit mit falschen Versprechungen ins Ungluck zu sturzen, wahrend die totalitare Macht der Kirche ihnen zumindest eine bescheidene weltliche Illusion des Glucks bieten konne. Christus kusst den Inquisitor, geht wortlos seiner Wege und kehrt nie zuruck. Der jungste Sohn, Aljoscha, lebt meistenteils im nahen Kloster in der Obhut des Abts Sosima, dessen einer Heiligenvita ahnelnde Lebensbeschreibung von Aljoscha niedergeschrieben und im Text ausfuhrlich zitiert wird. Schliesslich ist es aber ein vierter Sohn, der uneheliche, von Fjodor Karamasow mit der schwachsinnigen Lisaweta gezeugte Smerdjakow, der den Alten hinterrucks erschlagt. Der Tater begeht aus Langeweile und Ekel vor dem Leben, aber ohne jede Spur von Reue Selbstmord. An seiner Stelle wird Dmitri als Vatermorder verurteilt und als Zwangsarbeiter verschickt, auch deshalb, weil er in dem Bewusstsein, eine moralische Mitschuld am Tode des Vaters zu tragen, die Strafe resigniert annimmt. Die Zeugenaussage von Iwan, der den Morder mit losen Bemerkungen zur Tat inspiriert hatte, kann den Schuldspruch nicht abwenden, er selbst wird von einem schweren Fieber befallen und schwebt am Ende des Romans zwischen Leben und Tod. Dostojewskis Sympathien und Hoffnungen liegen ganz eindeutig bei dem frommen Aljoscha. Dieser ist in ideeller Hinsicht am wenigsten ein Nachkomme des alten Karamasow, sondern Ziehsohn und Lieblingsschuler des >>heiligen<< Sosima. Er geht ganz in tatiger Nachstenliebe auf und schart - wie Furst Myschkin in Der Idiot - mit Vorliebe Kinder um sich. Anders als Myschkin ist Aljoscha Karamasow freilich kein handlungsunfahiger Idealist: Von seinen Brudern zunachst nicht recht ernst genommen und als >>Monchlein<< belachelt, wird er im Verlauf des Romans mehr und mehr zu einer moralischen Autoritat. Die nicht mehr zu Stande gekommene Fortsetzung sollte Aljoscha als verheirateten Mann zeigen und seine Prufungen in der Welt beschreiben.?
Характеристики
Дополнительные сведения: Uberset. von H. Ruoff, R. Hoffmann |
Место издания: Munchen |
Высота, см.: 19 |
Ширина, см: 12 |
Толщина, см: 3,2 |
Вес в граммах: 642 |